© DAV/Hans Herbig

Langer Anlauf zum Brocken

08.04.2023

Jens berichtet von der Wanderung vom Thüringerplatz bis zum Bocken-Gipfel.

Exakt sechs Jahre nach der letzten Wanderung dieser Art trafen sich am Morgen des 8. April 2023 um 02:15 Uhr folgende Teilnehmer vor der Polizeiwache am Thüringenplatz: Ines, Uli, Holger & Katrin, Silke & Marlon, Ivonne, Christine, Alexander, Knut, Ute, Kathrin, Lutz und Stefan. Ich selbst unternahm diese Wanderung nun zum fünften Mal, und das erste Mal ließ uns das Wetterglück im Stich. Es war nicht nur kalt, sondern es regnete auch, und mit einer wesentlichen Verbesserung war auch im Laufe des Tages nicht zu rechnen.

Was hatten wir vor? Nicht mehr und nicht weniger als von Braunschweig zum Brocken zu wandern, an einem Tag. Nachdem um halb drei Peter mit dem Taxi eintraf (die Straßenbahn fuhr nicht), brach die große Gruppe auf. Im Sauseschritt erreichten wir den Südsee, ab dort folgten wir der Oker bis Stöckheim. Durch das Neubaugebiet, das es 2017 noch nicht gab, ging es über nächtliche Felder und Wiesen nach Groß Stöckheim. Neue Streckenführung in Wolfenbüttel, so dass wir fast nur Kleingärten sahen. Am südlichen Ende Wolfenbüttels kurze Trinkpause im ungemütlichen Nieselregen. Ein Pkw hält neben unserem Pausenplatz. Noch zwei Verrückte mehr: Jan und Ralf stiegen nun auch ein.

Meine vorbereitete Schönwettervariante am Ostrand des Oderwalds entfiel, ohne Aussicht taugte sie nichts, also wieder mittig durch den Wald! Das ging zu Beginn noch ganz gut, doch dann kam ein übler Matschabschnitt, wo die Forst den Weg zerfahren hatte. Zum Glück währte dies nur zehn Minuten, dann ging es auf einem sehr schönen Pfad immer gen Süden. Der Wald erwachte allmählich, die Vögel wurden immer lauter, Dämmerung setzte ein. Letzte Vorkommen von Märzenbechern konnten wir bestaunen, ehe wir oberhalb Werlaburgdorfs den Oderwald verließen. An der Quelle kurze Pause, leider kalter Nordwind mit etwas Niesel, das hielten wir nicht lange aus, und weiter ging es. Nachdem die Pfalz Werla passiert war, näherten wir uns Schladen.

Silke und ich riefen das Helferteam an, das im heimatlichen Braunschweig noch Kaffee kochte. Wir seien sehr früh in Schladen, war die Rückmeldung, und das stimmte, wir waren mindestens 40 Minuten schneller als 2017, vermutlich wollten alle die Kälte durch viel Bewegung vertreiben. Hinter Schladen eine Pause bei der Anglerbrücke, die wir seit Jahren liebevoll „Max“ nennen. Der Nieselregen war endlich vorbei. Wo 2017 noch eine Stahlgerüstbrücke die Bahn über die Oker führte, war nun eine nagelneue Betonbrücke mit wesentlich weniger Platz für Fußgänger. Dem schloss sich die wie immer sehr lange Okeraue nach Vienenburg an.

Heute beschwerte sich keiner über die sonst übliche Hitze, immer näher rückte unsere Mittagspause am Vienenburger Schützenplatz bei Kilometer 42. Dort erwarteten uns Tim, Volker, Elli und Dagmar mit einem liebevoll vorbereiteten Imbissstand. Sie versorgten uns mit belegten Brötchen, Kaffee, Kaltgetränken und vielem mehr. Christine beendete hier die Wanderung und stieg später mit den Helfern von Oderbrück auf.

Nach 40 Minuten Pause drängten die ersten zum Aufbruch, es wartete die Radauaue auf uns, bei trockener Witterung trotz der vielen Meter in den Knochen richtig erholsam! Irgendwie schafften wir auch die mühsame Passage an der Autobahn vor Westerode, dann kam schon der Butterberg. Oben warteten noch einmal die Helfer auf uns, genauso wie am Kriegerdenkmal am Burgberg, dann aber mussten wir uns von den Helfern verabschieden, der Harz wartete auf uns. Der Aufstieg am Ettersberg hinauf zum Molkenhaus sorgte dafür, dass sich die Gruppe stark in die Länge zog, und daher war es eine gute Entscheidung, schon ab dem Molkenhaus den Gruppenverband aufzulösen, so dass Kleingruppen in ihrem optimalen Tempo zum Brocken laufen konnten. Ich persönlich bildete mit Ines, Kathrin und Knut eines der letzten Teams, es muss hier erwähnt werden, dass Ines bereits ab der Haustür startete und am Thüringenplatz schon 6km in den Beinen hatte. Viele Teilnehmer berichteten von starkem Nebel, an der Eckerstaumauer sei das Wasser kaum zu sehen gewesen!

Wir erreichten um 18:20 Uhr den Brockengipfel in einer tollen Zeit. Dagmar und Volker wiesen uns in unsere Quartiere ein. Ab 19:30 Uhr trafen sich alle in der Hexenklause zum Abendessen und um den Tag Revue passieren zu lassen. Als Gruppen-
leiter war es mir eine große Ehre, allen Teilnehmern nach 66 Kilometern als Erinnerung eine Urkunde zu überreichen. Eine Schrecksekunde gab es noch, als Marlon und Uli auf dem Weg zum Zimmer einen Schwächeanfall erlitten. Vorsichtshalber riefen wir den Notarzt, aber zum Glück ist nichts passiert.

Dieses Erlebnis hat uns vor Augen geführt, dass die 66 km eine außerordentliche sportliche Belastung darstellen, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Am nächsten Morgen entfiel wegen des schlechten Wetters leider das Gruppenfoto am Gipfelfelsen, stattdessen machten wir ein schönes Foto mit (fast) allen Teilnehmern im Goethesaal mit einem dekorativen Brockenmotiv. Nach dem Frühstück teilten sich die Teilnehmer je nach Abstiegsroute auf und kehrten problemlos nach Oderbrück, Torfhaus oder Bad Harzburg zurück. Und angeblich soll es ab Mittag sogar Sonnenschein gegeben haben! Mal sehen, wie lange es jetzt dauert, bis die Strapazen vergessen sind und wieder der Wunsch nach dieser langen Wanderung aufkommt!